Vorbemerkung : Die Helden dieser kleinen Geschichte haben im Laufe des Schreibens ihr Eigenleben entwickelt, so dass Ähnlichkeiten mit persönlich bekannten oder gar im Raum anwesenden Personen nur durch Zufall Zustandekommen.
Der Autor
Vorbemerkung : Die Helden dieser kleinen Geschichte haben im Laufe des Schreibens ihr Eigenleben entwickelt, so dass Ähnlichkeiten mit persönlich bekannten oder gar im Raum anwesenden Personen nur durch Zufall Zustandekommen.
Der Autor
Zusammen mit meinem Freund Rufus bin ich regelmäßig beim Café Transler im Schwuz aufgetreten. Rufus besaß eine warme, schöne Stimme. Ich schrieb für unsere Auftritte die Texte und suchte nach passenden Liedern. So entstand mit der Zeit ein Repertoire, das zunehmend auch an unsere verstorbenen Freunde erinnerte. Offen vom Sterben zu sprechen war damals noch ungewöhnlich uns nicht immer waren wir mit diesem Thema willlkommen.
"Nehmt Abschied, Brüder,
ungewiss ist jede Wiederkehr.
Die Zukunft liegt in Finsternis
und macht das Herz uns schwer.
Der Himmel wölbt sich übers Land.
Lebt wohl. Auf Wiedersehn.
Wir ruhen all in Gottes Hand.
Lebt wohl. Auf Wiedersehen."
Wenn wir Georgspfadfinder dieses Lied sangen, lief nicht nur mir ein Schauer den Rücken herunter. Sein eindringlicher Ernst berührte uns. Dabei bedrohte uns keine düstere Zukunft. Wir hatten das Glück, in eine sich abzeichnende Wohlstandsgesellschaft hineinzuwachsen.
Wenn wir Georgspfadfinder am Ende einer Fahrt einen Kreis bildeten und unser Abschiedslied sangen, lief den meisten von uns ein Schauer den Rücken herunter.
Gebet zur diamantenen Hochzeit meiner Eltern (PDF download):
Vom Aufstieg und vom Scheitern - vom Abschied und vom Sterben (PDF-Download):
Vom Aufstieg und vom Scheitern - vom Abschied und vom Sterben Teil 1 (4.59 MB)
Vom Aufstieg und vom Scheitern - vom Abschied und vom Sterben Teil 2 (5.08 MB)
Vom Aufstieg und vom Scheitern - vom Abschied und vom Sterben Teil 3 (5.2 MB)
Vom Gottvertrauen - meinem Vater zum 90. Geburtstag (PDF-Download):
Biographie meines Vaters Josef Schneider - zu seinem 80. Geburtstag (PDF-Download):
Biographie Josef Schneider Teil 1 (2.94 MB)
Biographie Josef Schneider Teil 2 (2.93 MB)
Noch immer kommen mir bei der Erinnerung an seine letzten Stunden Tränen. Ich bin dankbar, dass ich ihm bei seinem Abschied von dieser Welt helfen konnte. Zuletzt hatte ihn eine Gehirnblutung aus der Bahn geworfen. Nach wenigen Tagen war er nicht mehr ansprechbar. Wir baten die Ärzte, ihn nicht künstlich zu ernähren.
Das Buch von Stanley Keleman "Lebe Dein Sterben!" erschien als amerikanische Ausgabe 1974, die deutsche Übersetzung 1994.
Zum Verfasser siehe: Stanley Keleman
Vor drei Jahren fragte ich bei einem Abendessen meinen demenskranken Vater: "Freust Du Dich auf den lieben Gott?" Er sah mich verdutzt an und antwortete zögernd "Nein". Inzwischen ist er 91 Jahre alt geworden.
Drei Tage waren unsere Zwillinge bei Papa und Opa zu Gast. Sie sind jetzt fünfeinhalb Jahre alt. Natürlich lief nicht alles reibungslos.
Wenn ich an Benedikt und Julian denke, schmunzle ich. Sie sorgen für Sonne in meinem oft von trüben Stimmungen heimgesuchten Leben. Ihre türkischen Großeltern rufen sie Can und Emre.
Wenn in der Nachkriegszeit wir Kinder im Sommer bei den Urgroßeltern zu Besuch waren, hinderte uns eine seltsame scheu, einen Blick in ihr Schlafzimmer zu werfen. Neugierig durchstöberten wir den Dachboden und den Keller. Aber keiner hätte es gewagt, heimlich die Schlafzimmertür zu öffnen.
Zur Krippe her kommet In Bethlehems Stall
Und seht was in dieser Hochheiligen Nacht
Der Vater im Himmel Für Freude uns macht.
Jahrzehntelang quälte mich ein Alptraum. Es ist Weihnachten und ich habe kein Geschenk für meine Eltern. In Panik renne ich los und kaufe in letzter Minute ein Buch. Wenn ich aufwachte, hatte ich Schuldgefühle.
Christoph von Schmid hat mich, der ich ebenfalls in Dinkelsbühl auf die Welt kam und wie er als frommer Junge aufwuchs, schon früh beschäftigt. Ausgehend von seinem Denkmal vor der Georgskirche habe ich ihn mir lange als einen berühmten und kraftvollen Domherrn vorgestellt. Ein sehr viel realistischeres Bild liefert ein Gemälde im Heimatmuseum. Hier sieht man einen kleinen, hageren Mann, für den man spontan Mitgefühl empfindet.
Seine Freunde riefen ihn liebevoll "Stophele". Berührt von seinem weichen Wesen und seiner sentimentalen Ader nannte ihn sein väterlicher Freund Johann Michael Sailer nicht ohne Ironie den großen "Tränenpresser".
Frühjahr 1994 bin ich erblindet. Damals wohnte ich bereits in der Simon-Dach-Straße im Ostteil der Stadt. Ganz in der Nähe hatte das Komm-Rum eröffnet, einem Begegnungsort für seelisch Kranke und Psychiatriebetroffene. Hier konnte ich nicht nur meine Wäsche waschen. In diesem Kreis mühselig Beladener Menschen fühlte ich mich, der mit dem Dunkel in seinen Augen zurechtkommen musste, ganz gut aufgehoben. Für unsere Musikgruppe schrieb ich zwei Lieder zum Thema Depression. Beim ersten nutzte ich die Melodie des Songs "The house of the rising sun".
Du hast schon früh gelernt, dich "zusammenzureißen". Das geschieht auf zweifache Weise...
Von meiner Mutter habe ich den Intellekt und die Augenerkrankung, die auch bei mir zur Erblindung führte, geerbt. Von meinem Vater stammt mein idealistischer Überschwang, eine große Gutherzigkeit, aber auch ein gewaltiger Eigensinn. Dass auch er manisch-depressiv veranlagt war, habe ich erst nach seinem Tode begriffen.
Das folgende Gedicht entstand im Mai 1976. Im Winter hatte ich mir durch Schneeschippen vier Wochen Urlaub in Marokko verdien. Zurück aus der Sonne fiel ich in eine abgrundtiefe Traurigkeit. Um auf andere Gedanken zu kommen, ging ich in den Grunewald. Dort, auf seinen sandigen Wegen, war mir schon so manches sexuelle Vergnügen zugefallen. Aber mein Traum ging nicht in Erfüllung.
April 1978 verbrachte ich mit einem Freund vier Wochen auf einem aufgegebenen Bauernhof in den Bergen von Mallorca. Jeden Nachmittag saß ich mit einem Stift und einem Schreibblock in dem kleinen Innenhof. Ich konzentrierte mich auf das „automatische Beschreiben". Irgendwann setzte sich mein Kuli von selbst in Bewegung. Ich stellte Fragen und bekam sie beantwortet. Nach einigen Tagen gab sich mein Gegenüber als der Erzengel Gabriel zu erkennen.
Während unsere Protestbewegung an Schwung verlor und sich immer mehr linke Gruppen bekämpften, waren in Westberliner Stadtbild immer häufiger junge Menschen in einem warmen, orangefarbenen Outfit zu entdecken. Um den Hals trugen sie eine Kette aus Holzperlen und an ihrem Ende war in einem Medaillon das Bild ihres Gurus Bhagwans zu sehen. Ihr religiöses Zentrum befand sich in einem Hinterhof am Mehringdamm. Dort konnte man an der Dynamischen Meditation oder an der Kundalini teilnehmen. Bei der Dynamischen schrie ich mir die Seele aus dem Leibe, um in der letzten Viertelstunde auf dem Boden liegend meinen angenehm erschöpften Körper zu spüren. Der Kundalini, bei der ich fünfzig Minuten lang den ganzen Körper zu schütteln hatte, verdankte ich eine beseligende Trance.
Ohne meinen Freund Heinz hätte ich mich sicher nicht so schnell in die USA gewagt. Aber seine Begeisterung, mit der er von seinem Aufenthalt in Amerika erzählte, war ansteckend. Deshalb saßen wir im Juli 1973 gemeinsam im Flugzeug nach New York. Im Gepäck eine Reihe von Adressen, die sich als nicht mehr zutreffend herausstellten. Heinz konnte bei Freunden, die er von seinem ersten Trip her kannte, schlafen. Sie gingen tagsüber einem Job nach, um sich abends mit Heroin in eine andere Welt zu spritzen. Einmal nahm Heinz mich mit in seine von drei großen Katzen bewachte Drogenhöhle. Ein paar Tage später fielen sie plötzlich über ihn her und jagten ihm einen gehörigen Schrecken ein.
Am 6. Dezember 1968 wagte ich mich zum ersten Mal in eine schwule Bar. Ich weiß das so genau, weil mir am Eingang des Trocaderos ein junger Mann einen Schoko-Nikolaus in die Hand drückte. In der schwulen Nachtwelt fühlte ich mich viel unsicherer als tagsüber in den Seminaren oder auf einer unserer vielen Demos. Hier wurde ein anderes Outfit erwartet. Ich zwängte mich in hautenge, verwaschene Jeans. Das weiße, körpernah geschnittene Plüschhemd erschwerte das Atmen. Meine armen Zehen litten unter den spitz zulaufenden Schuhen. Aber diese Verkleidung half mir, mich in dieser Welt wortlosen Werbens zu behaupten.
Es wurde mir nicht leicht gemacht, in dieser Welt anzukommen. Durch die langwierige Geburt hatten sich die Brustwarzen meiner Mutter entzündet. Sie konnte mich nicht stillen. Anfangs erbrach ich die Kuhmilch. Auf der Säuglingsstation wütete eine Magen-Darm-Grippe. Ich war einer der wenigen Neugeborenen, die überlebt haben.
Zum download des musikalischen Portraits einfach auf das CD-Cover Bild oder den Link klicken:
Daniel Schneider - aus der Bahn geworfen - auf den Weg gebracht!
Weitere Audiodateien zum anhören und Download:
Das folgende Buch ist Herbst 1979 und Frühjahr 1980 in der Anarchodruckerei "Die Keule" in der Oranienstrasse in Kreuzberg entstanden. Ulla und Klaus möchte ich hier noch einmal ganz herzlich für ihre großzügige Gastfreundschaft danken.
Meine Politisierung verdanke ich Bertolt Brecht. Eine Auswahl seiner Gedichte lernte ich in den sechziger Jahren auf dem Gymnasium in bayrischen Dinkelsbühl kennen. Sein Gedicht mit dem Titel "erinnerung an die marie a." hat mich bis heute begleitet.
Unter uns Gymnasiasten (ich wurde 1944 geboren) gehörte es zum guten Ton über Hermann Hesse zu lästern. Auch um unsere warmherzigen Deutschlehrerinnen zu ärgern. Ich las damals begeistert Heinrich Böll und Max Frisch. Meine Politisierung verdanke ich Autoren wie Bertold Brecht, Peter Weiss oder Hans Magnus Enzensberger. Heute verstehe ich besser, warum zur gleichen Zeit amerikanische Hippies Hesse für sich entdeckten. Besonders in seinem Roman "Der Steppenwolf" fanden sie sich mit ihrer Sehnsucht nach einem rebellischen Leben wieder.
Das ist der Titel eines Gedichts von Ricarda Huch (1864 1947). Inzwischen selbst alt geworden hat es mich trotz seiner altertümlichen Sprache berührt.
(Zum Leben seiner Verfasserin siehe: - wikipedia)
Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Du bist mein Mond
und ich bin Deine Erde.
Du sagst, Du drehst Dich nur um mich.
Ich weiss es nicht.
Ich weiss nur, das ich werde
in meinen Nächten hell durch Dich.
Robert Eduard Prutz (1816 - 1872)
Wann ist zum Lieben die schönste Zeit?
Wenn der Frühling sich schwingt in den Lüften.
Wenn der Kuckuck ruft so weit, so weit.
Wenn die Bäume blühen und düften.
Ludwig Uhland (1787–1862)
Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden übers Land.
Ein leicht und licht Gespinst der Feen
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen.
Ein Zeichen, wie die Lieb es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen!
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht.
Nun ist es still um Hof und Scheuer
Und in der Mühle ruht der Stein.
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.
Wacht auf, Verdummte dieser Erde,
die man mit schönen Worten täuscht.
Dass alle, alle glücklich werden,
sobald das Geld die Welt beherrscht.
Die Konzerne lachen sich ins Fäustchen.
Die Politik gehorcht devot.
Für uns wird ständig alles teurer
und in uns wächst die große Wut.
Ich will das Loblied meiner Heimat singen,
die, einst von ihren Herrschern wohlbehütet,
nun fremden Mächten schamlos wurde überlassen.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Gestern war nicht alles besser.
jungsein ist kein honigschlecken.
doch im sog der vielen träume
war ich mir noch selbst ein rätsel.
Wenn Frankieboy und Rufus in ihrem alten, silbernen Mercedes unterwegs waren, drängte sich das Bild vom Maffiaboss mit seinem mondänen Flittchen auf dem Beifahrersitz auf. Rufus’ Eigensinn wusste es durchaus zu genießen, ab und zu genommen und überwältigt zu werden. Aber auf Dauer nervten Frankies sperriger Schädel und seine ständige Streitsucht. Das gemeinsam geteilte Gefühl, Außenseiter zu sein, war als Bindungskitt zu wenig.
Es gibt wieder eine Initiative - diesmal sogar von Juristen -, die eine Reform des Drogenmissbrauchgesetzes und die Legalisierung von Haschisch fordert. Frankieboy hätte das wenig interessiert. Er kannte genügend Quellen, um an sein tägliches Dope zu kommen.
Frank Schüler alias FrankieBoy ist erneut geflüchtet. Am Sonntag, den 11. April 1999, hat er sich im anthroposophischen Krankenhaus auf der Havelhöhe aus dem Staub gemacht. Trotzig und stumm, nach gellendem Aufbegehren.
Es sind inzwischen dreißig Jahre "Leben mit AIDS". Eine lange Zeit und Grund genug, sich vieles noch einmal in Erinnerung zu rufen. Auch gilt es Hintergründe zu durchdenken, von denen ich vor dreißig Jahren noch nichts wusste.
29. 6. 1983
"Der Kollege Schüler hat seine Arbeitspflichten in grober Weise verletzt. Er verließ wiederholt unerlaubt seinen Arbeitsplatz. Heute erschien er gegen 13.30 zur Spätschicht, nahm jedoch seine Arbeit vorerst nicht auf. Seine Betriebsleiterin forderte ihn mehrmals auf, seinen Arbeitspflichten endlich nachzukommen. Dem herbeigerufenen Produktionsleiter gegenüber erklärte Kollege Schüler, dass er im Moment nicht ansprechbar sei. Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt.
Franks Antrag auf Ausreise
Calwe im September 1983
"Hiermit stelle ich, Frank Schüler, den Antrag auf Aberkennung der Staatsbürgerschaft und Ausreise aus der DDR in die BRD.
Gründe:
Sommer 1971 wurde im Arsenal mehrmals Rosa von Praunheims Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt." gezeigt. Anschließend stritt man In den Diskussionen heftig über das vom Film vermittelte Bild des Homosexuellen. Viele Studenten beteiligten sich, die wie ich eine Alternative zur anonymen Kneipenwelt suchten. Wir vereinbarten für den Herbst ein erstes Treffen (siehe: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt – Wikipedia).
Viele waren in der linken Bewegung aktiv. Als erstes sollte eine politische Standortbestimmung erarbeitet werden. Ich plädierte für eine "Schwule Befreiungsfront", wie es sie in den USA bereits gab. Aber die meisten lehnten das Wort "schwul" als anrüchig ab. So einigten wir uns auf "Homosexuelle Aktion Westberlin" (siehe: Homosexuelle Aktion Westberlin – Wikipedia).
Bhagwan verstand auf seinen Fotos äußerst überzeugend zu verkörpern, um was es ihm ging. Sein rechtes Auge sah Dich prüfend an, während das andere, nach innen gewandt, in einer anderen Welt zu weilen schien. Jahrzehnte später, als ich mehr von seinem Leben wusste, konnte ich auch den versteckten Schalk (das Schelmische) in dieser Selbstdarstellung entdecken. Sicher kannte Bhagwan den Spruch aus Jesus Sirach, einem der Weisheitsbücher des Alten Testaments: "Es ist mancher scharfsinnig und ist doch ein Schalk." (Buch Sirach 19, 22) (Zu Bhagwans Persönlichkeit und seinem Werk siehe: Osho – Wikipedia)
Ich habe schöne Stunden bei den Versammlungen der Soka Gakkai erlebt und dort sympathische Menschen kennengelernt. Für die erlebte Gastfreundschaft möchte ich mich hier noch einmal herzlich bedanken. In der religiösen Gedankenwelt dieser Gruppe bin ich nie heimisch geworden. Irgendwann fasste ich den Entschluss, mich mit der Geschichte dieser Bewegung zu beschäftigen. Anlass war unter anderem, dass in einer Ausstellung der jetzige Präsident der Soka Gakkai Daisaku Ikeda (geboren 1928) in eine Reihe mit Mahatma Ghandi und Martin Luther King gestellt wurde. So viel Präsidentenanhimmelei verführte mich Anarchisten, doch einmal meinen Skorpionstachel zu ziehen.
Ich gehöre zum Jahrgang 1944 und besuchte in den sechziger Jahren ein Gymnasium in bayrischen Dinkelsbühl. Einmal lasen wir Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena". An seinen Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ein Satz hat sich mir damals tief eingeprägt: "Wie viele Menschen muss man konsumieren, um das Lied der Liebe singen zu können?" Jetzt Im Rückblick weiß ich, dass ich hier zum ersten Mal meinem Lebensthema begegnet bin.
Möglichkeiten, mich näher kennen zu lernen!
Wenn es schlecht Wetter war, spielten wir Kinder im Keller oder auf Urgroßmutters Dachboden. Dort gab es in den Kisten und Schränken immer etwas zu entdecken. Wir schlüpften in die abgelegten Kleider der Erwachsenen und veranstalteten unsere Modeschauen. In einer Truhe fanden wir große, eindrucksvolle Alben. Auf dem braunen Einband war ein goldenes Hakenkreuz zu sehen. Auf den eingeklebten Fotos bestaunten wir jubelnde Menschen oder in endlosen Reihen in riesigen Arenen aufmarschierende Soldaten. Noch von den Bildern ging eine seltsame Faszination aus. Irgendwann waren diese für uns nicht gedachten Bücher verschwunden.
Hoffentlich stehen auch heutigen Kindern noch solche geheimnisvollen Räume, in denen es etwas zu entdecken gibt, offen. Hier jedenfalls kannst Du in meiner Fundgrube stöbern und so manchen Text entdecken, den ich im Laufe der Jahre irgendwo abgelegt und vergessen hatte.
Viel Spaß beim Schmökern!