Meine Politisierung verdanke ich Bertolt Brecht. Eine Auswahl seiner Gedichte lernte ich in den sechziger Jahren auf dem Gymnasium in bayrischen Dinkelsbühl kennen. Sein Gedicht mit dem Titel "erinnerung an die marie a." hat mich bis heute begleitet.
Gedichte und Lieder
Hermann Hesse „Julikinder“ oder „Traumbeladene Erinnerungen“
Unter uns Gymnasiasten (ich wurde 1944 geboren) gehörte es zum guten Ton über Hermann Hesse zu lästern. Auch um unsere warmherzigen Deutschlehrerinnen zu ärgern. Ich las damals begeistert Heinrich Böll und Max Frisch. Meine Politisierung verdanke ich Autoren wie Bertold Brecht, Peter Weiss oder Hans Magnus Enzensberger. Heute verstehe ich besser, warum zur gleichen Zeit amerikanische Hippies Hesse für sich entdeckten. Besonders in seinem Roman "Der Steppenwolf" fanden sie sich mit ihrer Sehnsucht nach einem rebellischen Leben wieder.
Der alte Mann im Frühling
Das ist der Titel eines Gedichts von Ricarda Huch (1864 1947). Inzwischen selbst alt geworden hat es mich trotz seiner altertümlichen Sprache berührt.
(Zum Leben seiner Verfasserin siehe: - wikipedia)
Du bist mein Mond und ich bin Deine Erde
Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Du bist mein Mond
und ich bin Deine Erde.
Du sagst, Du drehst Dich nur um mich.
Ich weiss es nicht.
Ich weiss nur, das ich werde
in meinen Nächten hell durch Dich.
Wann ist zum Lieben die beste Zeit?
Robert Eduard Prutz (1816 - 1872)
Wann ist zum Lieben die schönste Zeit?
Wenn der Frühling sich schwingt in den Lüften.
Wenn der Kuckuck ruft so weit, so weit.
Wenn die Bäume blühen und düften.
Ein Zeichen, wie die Lieb es braucht!
DER SOMMERFADEN
Ludwig Uhland (1787–1862)
Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden übers Land.
Ein leicht und licht Gespinst der Feen
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen.
Ein Zeichen, wie die Lieb es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen!
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht.
Wann wird es endlich wieder Sommer?
SOMMERMITTAG - Theodor Storm (1817-1888)
Nun ist es still um Hof und Scheuer
Und in der Mühle ruht der Stein.
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.
Wacht auf!
Wacht auf, Verdummte dieser Erde,
die man mit schönen Worten täuscht.
Dass alle, alle glücklich werden,
sobald das Geld die Welt beherrscht.
Die Konzerne lachen sich ins Fäustchen.
Die Politik gehorcht devot.
Für uns wird ständig alles teurer
und in uns wächst die große Wut.
An die Völker der Welt! - Friedrich Schiller
Friedrich Schiller (Jena 1808) - An die Völker der Welt!
Ich will das Loblied meiner Heimat singen,
die, einst von ihren Herrschern wohlbehütet,
nun fremden Mächten schamlos wurde überlassen.
Oktober-Gedicht von Erich Kästner: Der Oktober
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Gestern war nicht alles besser – ein Rückblick auf mein Leben in Gedichtform
Gestern war nicht alles besser.
jungsein ist kein honigschlecken.
doch im sog der vielen träume
war ich mir noch selbst ein rätsel.