Es wurde mir nicht leicht gemacht, in dieser Welt anzukommen. Durch die langwierige Geburt hatten sich die Brustwarzen meiner Mutter entzündet. Sie konnte mich nicht stillen. Anfangs erbrach ich die Kuhmilch. Auf der Säuglingsstation wütete eine Magen-Darm-Grippe. Ich war einer der wenigen Neugeborenen, die überlebt haben.
Vielleicht haben diese Nachkriegsjahre aus mir einen zähen Menschen gemacht. Durch Einigeln schützte ich mich vor den Spannungen in meiner Umgebung. Rost fand ich in einer Traumwelt, zu der auch Gott gehörte. Als ich Kasperle entdeckte, wurde er mir ein lieber Weggefährte. Bücher aus der katholischen Pfarrbücherei, in denen scheue Jungen zueinander fanden, berührten mich. Wegen dieser vielen, schönen Eindrücke erinnere ich mich gerne an meine Kindheit. Bei einer Reihenuntersuchung in der Volksschule wurde bei mir ein Sportler-Herz entdeckt, dem in diesen frühen Jahren etwas mehr Wärme und Unbeschwertheit gutgetan hätte.
Erst in der Pubertät spürte ich, auf welch dünnen Beinen ich stand. Von den ersten Zigaretten wurde mir schlecht. Wenn sich die anderen Jungen vergnügt einen ansoffen, wurde mir nur kotzübel. Auf dem Sportplatz gehörte ich zu dem traurigen Rest, den kein Kapitän in seiner Fußballmannschaft haben wollte. Mit meinen rotblondem Haaren und den vielen Sommersprossen beneidete ich jene Jungen, die der ersten Frühlingssonne sofort eine strahlende Bräune verdankten.
Schon aus meiner Mutter hatte frühes Leid ein altkluges Kind gemacht. Bei der Zehnjährigen war eine Augenkrankheit entdeckt worden, die in den Jahren nach meiner Geburt zu ihrer Erblindung führte. Zwischen uns entstand nicht jene Innigkeit, die uns beiden so gut getan hätte.