Du bist mein Mond und ich bin Deine Erde

Friedrich_RckertFriedrich Rückert (1788 - 1866)

Du bist mein Mond

und ich bin Deine Erde.

Du sagst, Du drehst Dich nur um mich.

Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur, das ich werde
in meinen Nächten hell durch Dich.

 

Du bist mein Mond

und ich bin Deine Erde.

Sie sagen: Du veränderst Dich.

Allein Du änderst nur die Lichtgebärde

und liebst mich unveränderlich.

 

Du bist mein Mond

und ich bin Deine Erde.

Nur mein Erdschatten hindert Dich,

die Liebesfackel stets am Sonnenherde

zu zünden in der Nacht für mich.

 

An zwei Orten wird in Berlin an Friedrich Rückert erinnert. In Schöneberg trägt ein Gymnasium seinen Namen. Auf dem Kreuzberg befindet sich eine Säule mit einer von dem Bildhauer Ferdinand Lepcke gegossenen Büste. Rückerts Kopf ist ein wenig nach rechts gewandt. In der linken Hand hält er ein offenes Schreibheft, in der rechten einen Federkiel. Am Fuße des Sockels erinnert ein halbnackter Knabe, der die Leyer spielt, an seine Gedichte.

Dass hier unterhalb des monumentalen Denkmals zur Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon auch an ihn erinnert wird, hätte Rückert sicher gefreut. Denn er war ein leidenschaftlicher Gegner Napoleons.1814 erschienen unter einem Pseudonym seine „geharnischten Sonette“, die zum Kampf gegen die französische Besatzungsmacht aufriefen.

1841 berief ihn König Friedrich Wilhelm IV. an die Berliner Universität und zeichnete ihn mit den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aus. Doch er wurde in Berlin, das in diesen Jahren durch die Industrialisierung sein Gesicht radikal veränderte, nicht heimisch. Immer wieder zog er sich nach Neuses, einem Dorf bei Coburg zurück. Auf dem dortigen Goldberg besaß er inzwischen ein Gut. Als auch in Berlin im März 1848 Barrikaden gebaut wurden, entschied er sich für den vorzeitigen Ruhestand.

Er muss ein Sprachgenie gewesen sein. Mit 44 (teils toten) Sprachen hat er sich intensiv beschäftigt und viele fließend gesprochen. Besonders faszinierte ihn der Orients. Mit seinen Veröffentlichungen wurde er zum Begründer der deutschen Orientalistik. Anfang 1821 zog er als Untermieter in das Haus des Archivars Fischer in Neuses. An Weihnachten heiratete er seine Tochter Luise. 1822 erschien sein Gedichtband „Öftliche Rosen“. Sie sind durch die Bilderwelten des großen persischen Dichters „Hafes“ (übersetzt: der den Koran auswendig kann) (um 1320 bis etwa 1389) beeinflusst. In diesen Jahren abseits des akademischen Betriebes übersetzte er u.a. Teile des Koran und die Hamasa des arabischen Dichters und Mystikers Abu Tamman (788 – 845) ins Deutsche. 1826 berief ihn die Universität Erlangen auf den für ihn geschaffenen Lehrstuhl für orientalische Sprachen und Literaturen.

Seine Frau Luise brachte zehn Kinder zur Welt. Zwei von ihnen, die ihm besonders ans Herz gewachsen waren, starben kurz (Winter 1833 und 1834) hintereinander. Seine damals geschriebenen Kindertotenlieder“ bezeugen seinen tiefen Schmerz. Wie auch bei unserem Liebesgedicht wählte er die lyrische Form der „Gazelle“. Diese Liedform entwickelte sich im 8. Jahrhundert im Raum zwischen Indien und Persien. 1901 und 1904 hat Gustav Mahler diese Gedichte vertont.

Heute, wo wir mit dem Nahen Osten und dem Islam meist nur Schreckensnachrichten verbinden, fehlen uns diese begeisterten Kosmopoliten wie Friedrich Rückert.

(Alle Angaben zur Person habe ich bei Wikipedia gefunden.)