Nachruf auf FrankieBoy

Es gibt wieder eine Initiative - diesmal sogar von Juristen -, die eine Reform  des Drogenmissbrauchgesetzes und die Legalisierung von Haschisch fordert. Frankieboy hätte das wenig interessiert. Er kannte genügend Quellen, um an sein tägliches Dope zu kommen.

Nach seinem Freikauf aus DDR-Haft war er mit Westberlin in einer sagenhaften Rauschwelt gelandet, von der man im benachbarten Ostberlin wenig wusste. Natürlich gab es auch dort öffentliche Toiletten, die von Schwulen heimlich aufgesucht wurden. Aber mit dem Risiko verbunden, dort an einen Stasi-Spitzel zu  geraten oder von gewaltbereiten Jugendlichen zusammengeschlagen zu werden.

Unverbindlichen Sex gab es in Westberlin an allen Ecken und Enden. Selbst an der TU oder der FU waren die Wände der Herrenkabinen lange Zeit durchlöchert. Saunen, Sexkinos und immer mehr Kneipen mit Darkrooms machten dem Ruf vom freizügigen Westen alle Ehre. Vielleicht hat Frank deshalb seinen Wunsch, von hier aus nach Indien oder in die USA überzusiedeln und ein neues Leben zu beginnen aufgegeben. Jetzt fehlte ihm ein autoritäres Gegenüber, das in der DDR immer wieder neu seinen Widerspruchsgeist herausgefordert hatte. Die Weigerung, keine Aids-Medikamente zu nehmen, war einer seiner letzten Widerstandsakte. tagelang muss er in der anthroposophischen Klinik auf der Havelhöhe gegen seinen drohenden Tod angeschrien haben.

Auf der Wiese im Friedhof von Calwe, seinem Geburtsort, wurde seine Urne beigesetzt. es Über ein paar dort heimlich gepflanzte Haschischpflanzen würde sich Frankieboy sicher freuen!

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